auf der suche
nach meinem weg
habe ich lange zeit
nach dem “richtigen” weg gesucht
nach dem “einen weg”
nach dem “perfekten weg”
der weg, der alles gut macht
der mir all das bringt, was ich mir erhoffe
der mir das leben ermöglicht,
das ich mir in meinem kleinen Kopf ausgemalt habe
ein Bild, das so schön aussah, so einfach, so glaubhaft
ein Bild von einem Menschen – mir –
akzeptiert und angesehen
respektiert und bewundert
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ein Bild,
das meine Eltern und die Gesellschaft für mich gezeichnet haben
ein Bild meines Lebens,
das mein Geist zeichnete
und nicht mein herz
ein Bild meines Lebens,
mehr schwarz-weiß als bunt,
mehr statisch als lebendig.
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eigentlich wusste ich gar nicht was ich will
weil ich mich das nie wirklich gefragt hatte
weil ich nie verschiedene Wege oder Perspektiven gesehen hatte
weil ich nie rausgegangen war in die Welt,
sondern einfach das angenommen habe,
was mir angeboten und vorgelebt wurde.
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der plan war klar:
schmerzen und Unsicherheit vermeiden
wenig aufwand, viel ertrag
wenig Risiko, viel Sicherheit
nur nicht zu sehr aus der reihe tanzen,
liebes-entzug ja vermeiden.
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denn wer weiß, ob ich das überhaupt aushalten könnte
ob ich das überhaupt überleben würde
das Gefühl zu haben nicht mehr geliebt zu werden
nicht mehr akzeptiert zu werden.
irgendwie nicht mehr so ganz dazu zu gehören…
…das erzeugt viele sensationen im eigenen Körper,
die ich noch gar nicht wirklich deuten konnte.
Gefühle, Emotionen und Sensationen von denen ich dachte, dass sie falsch sind
Gefühle, Emotionen und Sensationen,
die mein geist in eine “gut” und eine “schlecht” box einsortierte
Gefühle, Emotionen und Sensationen von denen ich dachte,
dass sie nur beweisen, dass ich auf dem “falschen” weg bin
Traurigkeit.
Hilflosigkeit.
Wut.
Und mittendrin sitze ich auf meinem Bett.
Alleinsein.
nie hatte ich gelernt damit umzugehen.
also dachte ich, ich wäre falsch.
auf dem falschen weg.
sackgasse.
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meine alte Identität war futsch,
es gab nichts mehr zum festhalten.
nur leere,
unsicherheit,
angst.
und irgendwo ganz leise.
mut. Hoffnung.
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und immer wieder waren da diese gedanken:
irgendwas musste verkehrt mit mir sein.
ich konnte doch nicht so verdammt “lost” sein.
ich konnte doch nicht einfach so alles hinschmeißen
wer war ich schon,
was wusste ich schon vom leben.
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wer würde mir ab sofort die Sicherheit und den halt geben
wer würde mir die Akzeptanz und die liebe geben,
wenn ich nicht mehr fremde Erwartungen erfüllen würde
wer würde mir liebe schenken,
wo ich doch nie gelernt hatte mich selbst zu lieben.
…
heute wünsche ich mir,
dass mir jemand früher gesagt hätte,
dass es keinen “richtigen” weg gibt
und keinen “falschen”
dass es okay ist immer wieder zeitweise “lost” zu sein
dass es ziemlich angenehm ist mehr als eine Identität zu haben
und die eigene identität immer wieder zu hinterfragen
dass es okay ist, darüber nachzudenken vor die nächste U- oder S-Bahn zu springen
dass es okay ist emotionale Sensationen im eigenen Körper zu spüren
dass es okay ist nächtelang nicht schlafen zu können und das kissen voll zu heulen
dass es okay ist über Wochen nicht arbeitsfähig zu sein,
weil ich der “liebe meines lebens” nachtrauerte.
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einen job zu haben scheint richtig
zu lange reisen scheinbar falsch zu sein
geld verdienen scheint richtig zu sein
kein geld zu haben oder zu wollen falsch
eine monogame beziehung zu führen und in den zwanzigern zu heiraten
scheint ein richtiger move zu sein
mit Frauen zu schlafen, die meine Mutter sein könnten
und keine monogame beziehung führen zu wollen
könnte falsch oder zumindest komisch sein.
zur uni zu gehen ist definitiv richtig
nicht an die Uni gehen definitiv falsch.
könnte man meinen.
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alles was ich mir gewünscht hätte als ich 18 war
ist, dass
mir jemand sagt,
dass
es kein richtig und kein falsch gibt
dass es keinen richtigen und keinen falschen weg gibt
dass der einzige der entscheidet was gut für mich ist
ich bin
dass der einzige der entscheidet was sich gut anfühlt
ich bin
dass der einzige der entscheidet was ich will
ich bin.
dass nichts absolut ist
und jeder seine eigene realität und perspektive hat
dass jeder seine community finden kann
egal wie verrückt er sich fühlt
und wie wenig er das Gefühl hat dazu zu gehören
dass es immer mindestens einen da draußen gibt,
der genau so denkt und fühlt wie ich
der genau den gleichen scheiss durchmacht
der ins Kissen heult und sich nach seinem tribe sehnt
der denkt er sei verrückt geworden
und sich doch gar nicht so verrückt fühlt
wie alle ihn halten.
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es gibt kein “verrückt”
genau wie es kein “richtig” und “falsch” gibt
das hätte ich mir gewünscht.
dass jede art von Sensation, Gefühl und Emotion ihre Berechtigung hat und ihre eigene Schönheit.
dass die wahrheit immer schön ist.
egal wie viel angst wir vor ihr haben mögen.
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sagt es euren kids.
jetzt.
mein soundtrack zum text: Oh Wonder – All We Do.
Du musst nur "den richtigen Weg" finden... :(